Seife statt Plastik-Handschuhe (4/2020)

Auch bei Frischwaren sind Handschuhe überflüssig

Kürzlich beobachtete ich eine Fachverkäuferin, wie sie sich ausgiebig an den Händen kratzte.
Ihr Kollege telefonierte mit Handschuhen, bevor er das Handy weglegte und mich mit denselben Handschuhen bediente.
Was läuft hier schief? Die Handschuhe dienen laut den Haut- und Handschutzregeln der Berufsgenossenschaften dazu, die Personen, die sie tragen, vor Gefahren zu schützen. 1)

Momentan tragen unglaublich viele Leute im Verkauf Handschuhe, „um damit die Kunden zu schützen“. Das ist ein Irrtum. Die Verkäuferin, die sich so ausgiebig kratzte, hat bereits die Folgen des Missbrauchs der Handschuhe zu tragen: Ihre Hände sind auf Grund des Gewächshausklimas in den Handschuhen mit Pilzen und weiteren Haut-Mikroben befallen. Jeder weiß (z. B von Fußpilz), dass solche Infektionen schlecht heilen, immer wieder auftreten können. Bei weiterem Handschuhtragen kann die Haut unreparierbar geschädigt werden. Die Verkäuferin muss diese Folgen ganz alleine tragen; unter Umständen kann sie nicht mehr im erlernten Beruf arbeiten.2)

Der Verkäufer, der mit dem Handy telefoniert, überträgt die Mikroorganismen auf die Handschuhe und von dort auf die Ware, z.B. Fleisch und Wurst. Hätte er mit bloßen Händen telefoniert, hätte er sich vermutlich danach die Hände gewaschen.
Seife ist für die meisten Zwecke ausreichend. Die hauteigenen <gesunden> Mikroorganismen schützen unsere Haut und machen schädigenden Eindringlingen den Platz auf der Handoberfläche streitig. (Stellen Sie sich vor: Das Fußballstadion ist gefüllt mit lauter netten Fans. Für Hooligans ist dann kein Platz mehr)

Liebe Chefs,
ich würde mich freuen, wenn Sie Ihren Kund/Innen per Aushang erklärten, warum Ihr Fachpersonal k e i n e  Handschuhe trägt. Sie persönlich sind im Rahmen der Fürsorgepflicht für gesunde Mitarbeiter/Innen zuständig.
Das unten abgebildete Plakat und einige andere können über die Berufsgenossenschaft zum Aushang bestellt werden. (letzte Aktualisierung 28. April 2020)

  1. Schutzhandschuhe sollten nur zum Einsatz kommen, wenn alle anderen arbeitstechnischen und organisatorischen Maßnahmen, die das Risiko einer Hautgefährdung vermindern, ausgeschöpft sind.
    Ist der Einsatz von Schutzhandschuhen erforderlich, sollte die Tragezeit so kurz wie möglich sein. Sie sollten nur während der unmittelbar hautgefährdenden Tätigkeit getragen werden.
    Es ist sicherzustellen, dass das Risiko für die Gesundheit der Haut durch die Schutzmaßnahme selbst immer geringer ist, als ohne die Schutzmaßnahme.“ (BGN)
  2. Beruflich ausgelöste Hautekzeme sind häufige Erkrankungen in den Mitgliedsbranchen der BGN. Sie treten bevorzugt in Hautpartien auf, die schädigenden Einflüssen ausgesetzt sind: also vor allem an den Händen und Unterarmen. Bei chronischen Handekzemen droht die Berufsaufgabe. In den Betrieben führen Handekzeme zu Fehltagen und Kosten.Bei Hauterkrankungen liegen die Chancen in der Prävention. Es lohnt sich durch konsequente Anwendung von Hautschutz- und -pflegemaßnahmen Hauterkrankungen von Anfang an zu verhindern.“ (BGN)
  3. Das Tragen von Handschuhen an Frischetheken bringt keinen hygienischen Vorteil. Im Gegenteil: Das Tragen von feuchtigkeitsdichten Handschuhen schädigt auf Dauer die Haut und kann zu Hauterkrankungen führen.
    Bereits fünf Minuten nach Umgang mit Fleisch, Wurst und Käse ist auf verschiedenen Oberflächen eine sehr starke Anreicherung von Bakterien feststellbar. Untersuchungen der Arbeit mit und ohne Handschuhe ergaben keinen Unterschied zwischen der Besiedelungsstärke.Um einen sicheren Umgang mit der Frischware zu gewährleisten sind kontaktvermeidende Arbeitstechniken einzusetzen und die Mitarbeiter zu persönlicher Hygiene zu schulen.
    Dies ist das Ergebnis eines 2007 durchgeführten Forschungsprojektes(BGIA Forschungsbericht Nr.2064 Hygienische Aspekte beim Tragen von Einmalhandschuhen im Verkauf an Frischetheken, BGHW, FBG, BGIA, 2006).

Und hier noch ein gekürzter Artikel aus dem Giessener Anzeiger vom 27. April 2020:

Immer wieder sehe ich vor den Läden oder auch vor unserer Praxis, wie die Einmalhandschuhe unsachgemäß ausgezogen werden: Die eigenen Finger dürfen die Außenfläche der Handschuhe beim Ausziehen nicht berühren; und (für den nächsten Gebrauch?) in die Tasche gesteckt werden, statt im Mülleimer zu landen. Einmalhandschuhe gehören nach einmaligem Gebrauch weggeworfen.
Also: Einmal helfen die Einmalhandschuhe kaum, eine Infektion zu verhindern, zumal sie a) nicht einhundertprozentig dicht sind und weil sie b) alles in ihren Poren aufnehmen, was an Mikroteilen auf Türklinken oder Einkaufswagen zu finden ist.
Sinnvoll ist vor allem das Händewaschen mit Seife! Denn die Virushülle besteht aus Fettmolekülen. Damit wird das Virus völlig zerstört.
Da das Virus über die Schleimhäute in den Körper kommt, ist es sinnvoll, nicht mit der möglicherweise kontaminierten Hand Mund, Nase oder Augen zu berühren.

Quelle: Prof. Janne Vehreschild, Gießener Anzeiger, 27. 4. 2020

Quellen: https://www.machmit-hautfit.de/
https://www.bgn.de/corona/

Fotos: Berufsgenossenschaft Nahrung und Gaststätten

siehe außerdem: https://www.rbb24.de/panorama/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/04/handschuhe-corona-schutz-helfen-nicht-wirksam-hygiene.html

Um Ihre Verwirrung zu erhöhen, lesen Sie doch auch den folgenden Artikel (der meiner eigenen Lebenserfahrung entspricht) https://www.mdr.de/wissen/dreck-reinigt-magen-bakterien-krankheiten-100.html

Ein Kommentar

  1. Am Fischbrötchen-Imbiss: Die Verkäuferin arbeitet mit Handschuhen. Der Kunde bestellt ein Brötchen mit Fischfrikadelle. Die Verkäuferin greift ein Brötchen, schneidet es auf, dann greift sie eine Frikadelle und belegt das Brötchen, reicht es dem Kunden und sagt: „Macht drei Euro sechzig.“ Kunde holt einen 10er aus der Brieftasche, reicht ihn der Verkäuferin. Und nun passiert es: Die Verkäuferin nimmt das Geld mit behandschuhter Hand, wühlt mit einer Hand das Wechsel-
    geld heraus, reicht es dem Kunden und mit der anderen Hand das Brötchen.
    So weit, so gut. Nun aber werden die Handschuhe nicht gewechselt. Es geht mit den verdreckten Handschuhen zum nächsten Kunden. Auf meine Frage, warum sie Handschuhe nicht wechselt, schaut sie mich völlig verständnislos an und sagt: „Das Ordnungsamt will das so.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.